Frisurengeschichte. 2. Teil: Modische Frisuren im Mittelalter und in der Neuzeit

Frisurengeschichte. 2. Teil: Modische Frisuren im Mittelalter und in der Neuzeit

Welche Frisuren waren vor ein Tausend Jahren in Mode? Wenige Personen sind sich dessen bewusst, wie sich die Menschen im Mittelalter oder im Barock frisiert haben, weil wir darüber im Alltag eher nicht nachdenken. Es ist wirklich wissenswert, welche Frisuren in den alten Epochen modisch waren – die Frisurengeschichte ist eine unendliche Quelle von Inspirationen.

Das Friseurhandwerk existiert seit langem, eigentlich seitdem es Menschen auf der Erde gibt. Anfangs wurden die zu langen Haare (meistens mit den stumpfen Werkzeugen) verkürzt. Im Laufe der Zeit wurde das Frisieren zu einer Art der Kunst.

Entwicklung des Friseurhandwerks im Verlauf der Epochen

Mittelalter und Neuzeit sind zwei Epochen der Geschichte, in denen sich die Mode in der Praxis jede hundert Jahre verändert hat. Die sehr merkliche Entwicklung des Friseurhandwerks lässt sich aber nach dem Ende des Mittelalters bemerken. Es gab damals eine große Vielfalt im Rahmen der Frisuren und der Haarpflege. Es ist jedoch zu betonen, dass unser Wissen auf den historischen Quellen basiert, die aufbewahrt wurden, deswegen können wir die Geschichte nur teilweisen kennen. Wir laden Sie zu einer Reise durch die Frisurengeschichte ein.

Welche Frisuren waren im Mittelalter in Mode?

Im Mittelalter war die Seele wichtiger als das Aussehen des Menschen. Die damaligen Menschen haben bescheidene Frisuren getragen, weil die Sorge um das Aussehen für die Eitelkeit gehalten und in der Gesellschaft negativ bewertet wurde. In diesem Zeitraum wurde die Entwicklung des Friseurhandwerks deutlich gebremst.

Frauenfrisuren im Mittelalter

Die Bescheidenheit war gut sichtbar in den mittelalterlichen Frisuren. Es haben damals die blonden und hellroten Haare geherrscht. Die Mädchen konnten lose Haare tragen, haben sie aber meistens unter hohen Kopfbedeckungen versteckt. Es ist interessant, dass Frauen ihre Haare von der Stirn bis zum Wirbel rasiert haben, um die Figur schmaler zu machen und die hohe Stirn zu betonen.

Das Aussehen der Haare unter einer Bedeckung war überhaupt nicht wichtig. Die Bequemlichkeit hat die größte Rolle gespielt. Besonders populär war der Scheitel in der Mitte des Kopfes und die eng geflochtenen Haare, z.B. zu einem Zopf. Unter den Schleiern, die an eine Haube angehängt wurden, waren manchmal lange, gewellte, lose Haare merklich, obwohl nur Mädchen und ledige Frauen lose Haare ohne Kopfbedeckung tragen konnten.

Männerfrisuren im Mittelalter

Die mittelalterlichen Frisuren der Männer waren ganz anders im Vergleich mit den Frauenfrisuren. Sie hatten nämlich mehr Freiheit in diesem Bereich. Männer konnten auf die Kopfbedeckung verzichten, trotzdem waren verschiedene Hauben (oder Helme im Falle der Ritter) sehr populär. Wenn es sich um die modischen Männerfrisuren im Mittelalter handelt, haben zwei Frisuren geherrscht:

  • beiderseits frei fallende, maximal schulterlange Haare,
  • en ecuelle Frisur, also die in Ohrenhöhe geschnittenen und unten völlig rasierten Haare.

Es ist bemerkenswert, dass Männer im Mittelalter mehr Wert auf die Haarpflege als Frauen gelegt haben. Insbesondere Ritter haben Ihren Haaren viel Zeit gewidmet und ausschließlich natürliche Präparate zur Pflege angewendet, beispielsweise Pflanzenöle.

Im Alltag haben Männer die Haarnetze in Armenhöhe getragen. Eine solche Lösung hatte gewisse Vorteile – der Helm hat in den Nacken nicht gedrückt. Für spezielle Anlässe haben sie die Haare gewickelt und über dem Nacken und den Armen zusammengebunden. Die haben die Haarsträhnen ebenfalls mit dem Eiweiß geschmiert – so wurden sie fixiert und waren glanzvoll. Es war nur problematisch, die Haare später auszukämmen. Die Hygiene war eher eine Schwäche der mittelalterlichen Gesellschaft.

Welche Frisuren waren in der Neuzeit in Mode?

Einige Personen sind der Meinung, dass die Entwicklung des Friseurhandwerks im Mittelalter gebremst wurde. Im Mittelalter hat die Frisur an Bedeutung verloren, weil die Haare damals in der Regel bedeckt waren. Sie wurden erst in der Neuzeit entblößt und gestylt. Es lohnt sich jedoch, die Neuzeit in die literarischen Epochen zu gliedern, weil die Veränderungen in Mode und Friseurhandwerk Hand in Hand mit den Veränderungen in Kultur gegangen sind.

Frisuren in der Renaissance

Die Renaissance kann ruhig als eine Wiedergeburt des Friseurhandwerks bezeichnet werden. Die mittelalterliche Strenge im Rahmen der Frisuren ist endlich in Vergessenheit geraten. In dieser Zeit haben die Menschen mehr Wert auf das Aussehen der Haare gelegt, deswegen sind damals viele interessante Frisuren entstanden.

Das weibliche Schönheitsideal hat sich in der Renaissance sehr verändert. Die Frau soll lange, blonde, schön frisierte Haare haben. Nicht jede Person hatte jedoch die natürlich blonden Haare, deswegen war das natürliche Aufhellen der Haare in Mode. Damalige Frauen haben Nutzen aus der bleichenden Wirkung von Sonne oder Meeressalz gezogen. Sie haben ebenfalls Haarspülungen und Kräuterhaarfarben angewendet.

Die Anfänge des Friseurhandwerks in der Renaissance haben teilweise aus mittelalterlichen Trends und teilweise aus modischen, altertümlichen Frisuren bestanden. In Mode war eine hohe, entblößte Stirn. Aus diesem Grund haben sowohl Frauen als auch Männer die Haare an Schläfen rasiert und die Stirn entblößt. Die Menschen haben sich ebenfalls von der griechisch-römischen Mode inspirieren lassen, deswegen haben sie sich wie im Altertum frisiert. Einer großen Beliebtheit haben sich die perfekte Flechtfrisuren und die natürlich zusammengebundenen Haare erfreut.

Die besonders modische Frisur in der Renaissance hat folgendermaßen ausgesehen: ein Mittelscheitel und zwei Zöpfe beiderseits, die zusätzlich gewickelt und hochgesteckt wurden. Die Frisur wurde mit zahlreichen, kleinen Drahten oder Haarspangen fixiert. Zum beliebten Haarschmuck haben auch verzierte Haarnetze oder Schleier gehört (sie haben jedoch erst in späteren Jahren an Wert gewonnen). Eine ähnliche Renaissance-Frisur wurde von einem damaligen Meister im Bereich des Friseurhandwerks popularisiert – es handelt sich um zwei gewickelten Haarsträhnen, die auf dem Kopf ein Herz gebildet haben. Die Frisur wurde mit einer Toque oder einem Netz (z.B. aus Perlen) geschmückt.

Frisuren im Barock

Für die meisten Personen war Barock die besonders reiche Epoche, wenn es sich um die Frisuren handelt. Es haben damals die höchsten, größten und kompliziertesten Flechtfrisuren geherrscht. Einige Frisuren haben an Mini-Türmen erinnert, deswegen war es unmöglich, solche „architektonischen Kunstwerke“ aus natürlichen Haaren zu „bauen“. Im Barock war die Pracht am wichtigsten, die besonders sichtbar in Frankreich war. Je später der Barock war, desto höher waren die Frisuren. Diese Mode im Friseurhandwerk der Renaissance hat den Trend zu Perücken begonnen.

Zuerst wurden die Perücken von Männern getragen – das war eine Folge des Verhaltens von Ludwig XIV., der mithilfe einer Perücke seine Glatze bedeckt hat. Seine Perücke mit den langen, auf Arme fallenden Locken wurde zu einem Symbol des Ernstes – für viele Männer war sie ein Hauptelement des Looks, obwohl sie sehr schwer und unbequem war.

Im Falle der Frauen haben hohe und sehr geschmückte Perücken geherrscht. Sie wurden mehrmals verändert. In der Regel haben sie diese Frisuren ersetzt, die aus natürlichen Haaren schwer zu flechten waren. Anfangs waren sie klein und wurden mit Verzierungen aus Musselin, Spitzen und Bändern an einem Drahtständer geschmückt. Sie wurden mit dem Namen Fontange bezeichnet. Erst im Laufe der Zeit wurden die Frauenperücken im Barock immer größer. Sie wurden an Drahtständern gebaut. Die üppigen Locken waren jedoch ungenügend prachtvoll, deswegen wurden die Perücken nach der Laune, Jahreszeit oder den aktuellen Ereignissen geschmückt. Es wurden zu diesem Zwecke u.a. Federn, Tülle, Juwelen, Kunstblumen oder -früchte, Miniaturen verschiedener Dinge und andere Verzierungen benutzt. Der Schmuck wurde in die Perücke eingeflochten.

Obwohl die Barockperücken atemberaubend ausgesehen und die wirklich beeindruckenden Größen erreicht haben, waren sie nicht besonders hygienisch. Die Perücken wurden nicht gewaschen, obwohl sie jeden Tag getragen wurden, deswegen waren sie voll von Läusen. Eine Folge der Probleme mit den Läusen waren die in Frankreich populären, kleinen, goldenen Hämmer, mit denen die Insekten bekämpft wurden. Die Perücken waren außerdem sehr unbequem und haben die Bewegung erschwert. Die Damen mussten sich auf spezielle Stöcke stützen. Es war ebenfalls sehr schwer, in ein Fahrzeug einzusteigen oder zu schlafen.

In Bezug darauf, dass das Frisieren einer Barockfrisur sehr schwierig war, wurden die professionellen Friseurleistungen populär. Es gab zwar keine Friseursalons, die Kunden wurden aber in eigenem Haus frisiert. Es ist erwähnenswert, dass viele Friseure nach einer Leiter gegriffen mussten, um die hohen Perücken zu stylen und zu schmücken.

Ende des 18. Jahrhunderts – Comeback der Natürlichkeit

Die letzte Barockphase, die Rokoko genannt wurde, ist durch eine Rückkehr zur Natürlichkeit charakterisiert. Die damaligen Frisuren hatten natürlich auch die typischen, barocken Merkmale, wie Locken, Verzierungen und Hochsteckfrisuren. Die Menschen haben immer seltener nach monumentalen Perücken gegriffen und die Frisuren waren viel einfacher. Die losen, frei fallenden Locken waren besonders modisch. Mehr Wert wurde auf die Beschleunigung des Haarwachstums gelegt, weil die Menschen auf die unhygienischen Perücken endlich verzichten wollten. Sowieso haben die damaligen Personen deutlich weniger Zeit der Haarpflege als wir heute gewidmet.

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